Colonia del Sacramento –
hübsch, aber eigentlich nur Tourismus
Der Titel sagt es genau: Die kleine Stadt Colonia del Sacramento – auf der urugayischen Seite des Rio de la Plata gleich gegenüber Buenos Aires gelegen – hat zwar eine grössere Bedeutung in der Geschichte der spanischen Kolonisierung Südamerikas gehabt. Davon zeugen zahlreiche Mauerreste von ehemaligen Befestigungen und Forts. Auch viele Häuser sind im kolonialen Originalstil restauriert worden. Aber im Grossen und Ganzen gesehen ist das alles doch eher zu vergleichen mit Alberobello in Apulien, Rothenburg ob der Tauber in Süddeutschland, oder mit Ballenberg in der Schweiz. Schön zurechtgemacht für Devisen bringende Touris. Also, ich fühlte mich hier nicht mehr so recht in Südamerika.
Die Überfahrt machte ich mit einem der kleineren Katamarane von Coloniaexpress. Nicht einmal eineinhalb Stunden braucht der Kahn für die Strecke.
Die Konkurrenz von Bouquebus setzt dafür grössere Schiffe ein, darunter solch abenteuerliche Riesenkatamarane, wie man sie ungefähr in James Bond-Filmen schon gesehen hat. Sie haben etwas Bedrohlich-Faszinierendes an sich. Und machen einen Höllenlärm.
Am berühmtesten ist der hübsche Leuchtturm. Schön präsentiert sich auch das Kulturzentrum, das auf dem Gelände eines ausrangierten Bahnhofs errichtet wurde. Übrigens, schaut euch mal das Bild mit der Lokdrehscheibe und dem Wasserturm an: Hier haben sie genau das gemacht, was auch in St.Gallen (CH) und anderswo gemacht wurde. Sie haben eine alte Lokremise in ein Gebäude verwandelt, das jetzt kulturellen Zwecken dient.
Ich geniesse eine Stunde der Stille am Meer, beziehungweise des hier 30 Kilometer (oder mehr) breiten Rio de la Plata, der sich gelblich braun in den Atlantik vorschiebt. Vom argentinischen Ufer sieht man vorerst nichts. Klar, weder in Uruguay noch in Argentinien erhebt sich hier nicht die Spur eines grösseren Hügelzugs, so dass man dessen Silhouette sehen könnte. Gegen Abend kommen aber starke Winde und klare Luft auf. Und siehe da, ganz weit entfernt zeigt sich die Skyline von Buenos Aires …
Mein Fazit: Die Reise nach Colonia del Sacramento muss nicht sein. Besonders dann nicht, wenn man nicht viel Zeit hat. Aber Uruguay würde mich für mehr als nur einen Tag reizen. Ich vermute, dass dieses Land ein paar ganz schöne Überraschungen parat hat.
P.S.: Als Folge der Auswanderung vieler armer und ärmster Schweizerinnen und Schweizer im vorletzten Jahrhundert (die Schweiz war eines der Armenhäuser Europas!) enstanden in vielen neuen Ländern Schweizer Kolonien, in Uruguay die Kolonien Nueva Helvecia 1861 und 1869 Nouvelle Berne. Googelt doch mal danach; ist hochinteressant!
Interessant wie du die Reise nieder Schreibst. Wenn man die Autos sieht könnte man meinen, du bist in einer Zeit-Maschine zurückversetzt worden. Da liegt ein Vermögen auf der Strasse von den vielen alten Autos.