Ich war in den letzten 12 Jahren schon oft in Lombok und kenne es etwa so gut wie die Kantone Thurgau, St.Gallen (wo ich wohne) oder das gesamte Bodenseegebiet (wo ich viel unterwegs bin). Ein Gebiet war mir bisher allerdings noch ziemlich fremd, der Osten der Insel nördlich des Hafenortes Labuhan Lombok, und ein grosser Teil des Gebietes nördlich des Vulkanmassivs des Gunung Rinjani. Das holte ich am 15. Mai, zusammen mit Hans, Lahir und Sahip (der das Auto fuhr) nach.
Fischmarkt in Tanjung Luar
Tanjung Luar wird vom Fischfang und der Fischindustrie beherrscht. Fische werden nicht nur gefangen, sondern teilweise auch – noch auf dem Hafengelände – verarbeitet; zum Beispiel geräuchert. Die Bewohner sind zu einem grossen Teil Bugis. Die Bugis sind ein Volk, das in Süd-Sulawesi beheimatet ist. Schon vor Jahrhunderten betätigten sie sich als Seefahrer und Händler. Und als berüchtigte Piraten. Sie befuhren die gesamte indonesische Inselwelt. Einige liessen sich sogar in Nordaustralien nieder. Ihre Häuser bauen sie auf Stelzen.
Als wir ankommen, sind die Hallen, in denen die Fische gelagert und verkauft werden, bereits leer. Nur in derjenigen mit den Haien (und Mantas, von denen diesmal keiner dabei war) herrschte noch Betrieb.
In einer Halle zur Verarbeitung von Fischen arbeiten fast nur Frauen. Die Atmosphäre hier ist unglaublich. Ich bewundere diese Arbeiterinnen, die hier tagein, tagaus bei hohen Temperaturen und inmitten von stechenden Rauch- und Fischgeruchsschwaden arbeiten. Aber sie lachen und zeigen uns nicht ohne Stolz, was sie tun.
Diese Frauen und Mädchen zerstampfen hier Reiskörner und andere Dinge, die, so wie ich es verstanden habe, später in einem Ritual den Fischen zurückgegeben werden. Es sind nur diese Frauen aus bestimmten Familien, die das dürfen – seit vielen Generationen.
Die jungen Leute wirken aufgeschlossen und modern, schon ganz anders, als ich es hier noch vor ein paar Jahren erlebte. Es sind nicht mehr sehr viele Mädchen, die den Jilbab, das islamische Kopftuch, tragen.
Labuhan Lombok – Und weiter nordwärts
In Labuhan Lombok liegt der Hafen, von dem aus im Stundentakt die Fähren nach der Nachbarinsel Sumbawa ablegen. Es sind Fähren, welche die Inseln Java, Bali, Lombok und Sumbawa auf einer Linie miteinander verbinden. – Hier lud uns Hans auch zu einem ausgezeichneten Fischessen ein …
Einige Kilometer nördlich treffen wir auf einen kleinen Wald von Bäumen, die es fast nicht mehr gibt (alle abgeholzt). Wegen der typischen Form ihrer Stämme werden sie auch „Bretterbäume“ genannt, oder einfach „giant trees“, weil sie wirklich riesig werden können.
An der Nordküste gibt es viele wunderbare, kleinere und grössere Sandstrände. Sie sind meistens grau bis dunkelgrau und werden von Palmwäldern gesäumt. Die Palmen spenden zwar Schatten, aber der Aufenthalt unter ihnen kann gefährlich sein, wenn eine der Kokosnüsse (oder eines der schweren Blätter) plötzlich herunterknallt.
Der Rinjani (3726 m; der Gipfel links) einmal von der Nordseite her:
Am Nordhang des Rinjani liegt das Dorf Bayan. Bekannt ist es wegen seiner Moschee Masjid Bayan Kuno Beleq. Sie soll 1634 erbaut worden und die älteste ganz Lomboks sein.
Die Rückreise führte uns nördlich von Mataram/Cakra über den Pusuk-Pass mir dem „Affenwald“ (Monkey forest) …… schliesslich auf die Hauptstrasse nach Süd Lombok zurück. Dank Sahips hervorragender Leistung als Fahrer erreichten wir noch – fast – rechtzeitig ein Treffen, das wir mit deutschen Freunden verabredet hatten.
Fazit: Man sollte sich für diesen Ausflug mindestens zwei, drei Tage reservieren. Es gäbe viel zu entdecken, Wasserfälle, traditionelle Dörfer, am Rinjani-Massiv noch richtiger Urwald (mit hochstämmigen Bäumen, nicht Dschungel bzw. sekundärer Urwald, wie er nachwächst, wenn der ursprüngliche Wald gerodet wurde), usw..